Kleidung

Organisation der Kinderkleidung im Wechselmodell

 

"Wozu Socken? Sie schaffen nur Löcher!" (Albert Einstein)

 

Auch zu diesem sicher nicht zentralen aber doch wichtigen Thema möchte ich ein Paar Worte verlieren. Sicher wäre meine fast 5jährige Tochter bezüglich der Wichtigkeit dieses Thema einer ganz anderen Meinung:-) Jedes Modell lebt von seinen funktionierenden Einzelbestandteilen. Und dabei kommt dem Aspekt Kleidung doch eine durchaus erwähnenswerte Rolle zu.

Als es um das Thema Trennung und Auszug ging, kam natürlich die pragmatische Frage auf, wie den die Kleidung der Kinder geteilt werden soll. Und zum Glück hatten wir bei diesem Thema die geringsten Diskussionen. Denn ich muss gestehen, dass ich einen gewissen Fetisch für den Kauf von Kinderkleidung habe! Ich durchforste mehrfach im Jahr alle erdenklichen Kleidungsbasare auf der Suche nach Schnäppchen. Auch während der gemeinsamen Zeit in einem Haushalt hatten die Kinder schon so viel Kleidung, dass man wahrscheinlich hätte Wochen ohne eine Waschmaschine auskommen können. Aber hey – eine kleine Dame braucht auf jeden Fall eine vernünftige Auswahl für ihr Outfit! Und ein kleiner Mann verschließt die Sachen so schnell, dass der Ersatz schon weit im Voraus geplant werden muss. Außerdem weiß man ja nie, wann die Kinder einen Wachstumssprung machen – so etwas kommt auch über Nacht!

 

"Die Hoffnungslosigkeit ist schon die vorweggenommene Niederlage." (Karl Jaspers)

 

Auf jeden Fall hatten wir soviel Kinderklamotten in beiden Kleiderschränken, dass wir diese ohne Probleme halbieren konnten und das ist den Kindern nicht mal aufgefallen – zumindest nicht damals als sie noch nicht mal 3 und 5 waren. Ich habe auch sehr gewissenhaft alles so geteilt, dass die Kinder schöne Sachen in beiden Haushalten hatten. Ziel war es ja auch, dass sie sich in beiden Haushalten zuhause fühlen und nicht das Gefühl bekommen, dass zumindest materiell ihnen irgendwo was fehlt. Ab und zu entstehende dann hier und dort Unterstellungen vom Vater, dass er nicht so schöne Klamotten besitzt zumindest nicht von meiner Tochter. Dem konnte ich nach einer gewissen Zeit tatsächlich nicht mehr widersprechen. Zwar waren nämlich ursprünglich die Klamotten durchaus gleich schön gewesen, nur wurden diese nach Monaten immer weniger ansehnlich und verwaschen. Dieses selbstgemachte Problem des Vaters haben wir zwei Frauen folgendermaßen in den Griff bekommen. Meine Tochter konnte recht früh den Begriff „Feinwaschmittel“ sehr korrekt aussprechen und zielgerichtet verwenden. Das erste Feinwaschmittel haben wir ihm zusammen geschenkt und haben den Einsatz nochmal genau erklärt. Nun überwacht sie ständig, ob ihre geliebten Kleidchen auch entsprechend korrekt und zeitnah gewaschen werden:-)

Und wenn die Diskussionen doch entstehen, dass der andere bessere Sachen besitzt und mehr davon, dann bringe ich tatsächlich zum Beispiel alle meine Pullis von meinem Sohn mit ins Haus. Und wir holen aus dem dortigen Schrank alles raus und verteilen alles auf dem Wohnzimmerboden. Dann legen wir noch ein Paar neue Pullis in der nächsten Größe dazu und machen daraus eine große Anprobieraktion über mehrere Stunden – macht Spaß und Sinn! Dieses Aufteilen funktioniert übrigens natürlich nur dann, wenn die Kleidung gemeinsam finanziert wird, was bei uns der Fall ist. Darauf gehe ich nochmal in dem Kapitel Finanzierung ein. Dieser Aspekt erleichtert natürlich ein solches Aufteilen ungemein. Und im Endergebnis muss keine Kleidung zwischen den Haushalten jede Wochen hin und her geschleppt werden. Und es muss auch keiner darauf achten, was „meins“ oder „deins“ ist. Die Kleidung gehört den Kindern, so wie es sich gehört.

"Frauen sind immer erstaunt, was Männer alles vergessen. Männer sind erstaunt, woran Frauen sich erinnern." (Peter Bamm)

 

Nicht ganz so einfach konnten wir das Thema Schuhe und Jacken klären. Davon schafft man doch aus finanziellen aber auch praktischen Gründen nicht Unmengen davon an. Deshalb müssen wir jeden Sonntag mit den Kindern auch deren Jacken und Schuhe bringen zu der Übergabe. Im Sommer ist es natürlich einfacher, hier gibt es ja nur Schuhe. Im Winter wird es etwas komplizierter mit Jacken und Schneehosen, ist aber machbar. Wenn ein Wille da ist, findet sich auch immer ein Weg.

Damit ich die Transparenz darüber behalte, welche wichtigen Kleidungsstücke wie Jacken und Schuhe die Kinder in welcher Größe haben, habe ich schon seit Jahren eine Übersicht gepflegt, die ich die „Schuhe-Jacken-Matrix“ nennen. Schon in einem gemeinsamen Haushalt hat mir die Übersicht geholfen, nicht die Transparenz darüber zu verlieren, welche Sachen ich vielleicht schon im Voraus für die Kinder gekauft und eingelagert haben. Man muss nämlich dazu sagen, dass ich ziemlich große Kleidungsbestände für die Kinder pflege mit den Größen, in die sie die nächsten Monate und Jahre reinwachsen werden. Im Haus war ja immer genug Platz dafür da. Und dort ist es auch bis heute geblieben. Wenn wir also neue Größen brauchen, dann gehe ich an den Vorratsschrank und hole dort die nächstgrößeren Shirts, Jacken und Schuhe raus und probiere das mit den Kindern an – das ist dann unser „Einkaufen“!

Im Moment funktioniert dieses Modell wunderbar. Überall haben Kinder ihre Lieblingsklamotten und schätzen auch die Abwechslung – zumindest meine Tochter. Ich kann mir aber schon vorstellen, dass später – vielleicht in der Pubertät - sie sich mehr darüber aufregen werden, wenn ein besonderes Kleidungsstück gerade nicht greifbar ist. Zumindest heute können wir dieses Problem noch so lösen, dass wir ja immer noch den Schlüssel vom anderen haben und zur Not immer was holen können auch wenn der anderen gerade nicht zuhause ist. Diese Lösung erfordert natürlich sehr viel Vertrauen im Moment. Später werden die Kinder ihre eigenen Haustürschlüssel haben und können ohne Probleme selbst in jedem Zuhause was holen was sie gerade vermissen. Jedes Alter bringt seine spannenden Herausforderungen mit sich. Und sicherlich wird unser Modell dabei eine besondere Herausforderung sein. Aber solange wir an einem Strang ziehen und das Wohl der Kinder immer im Auge behalten, bin ich zuversichtlich, werden wir auch diese Herausforderungen mit Bravour meistern.