Gestaltung der Familienfeste im Wechselmodell
"Das Glück ist das einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt." (Albert Schweitzer)
Was sind die schönsten Kindheitserinnerung, die wir haben? An welche Momente denken wir gerne zurück? Sicher nicht an streitende Eltern, die durch die geballten Emotionen rund um die Feiertage so richtig nochmal festgestellt haben, dass man eigentlich überhaupt nicht mehr miteinander kann – und das Jahr für Jahr! Sicher nicht an die angespannte Stimmung, wenn Vater und Mutter plötzlich die wenigen Male im Jahr aufeinander treffen und eigentlich sich so gar nichts mehr zu sagen haben und trotzdem für ein Paar Stunden miteinander auskommen müssen. Liebe Eltern – fragt euch doch mal ehrlich, woran ihr euch denn erinnert als ihr klein wart? Was sind die schönen und was sind die weniger schönen Momente, die ihr im Gedächtnis behalten habt? Und nun hab ihr das in der Hand, was eure Kinder mitnehmen werden in ihrer Erinnerung. Macht das Beste draus!
Es war auch für uns ein langer Weg zu dieser Erkenntnis. Auch wir haben schöne und weniger schöne Familienfeste miteinander als noch intakte Familie gehabt. Aber je mehr man sich als Paar voneinander entfernt, desto schwieriger wird es, den Kindern eine intakte glückliche Familie vorzugaukeln und besonders an Familienfesten wird es um so deutlicher. Viele Statistiken zeigen ganz klar auf, dass zur Weihnachtszeit die meisten Beziehungen in die Brüche gehen. Warum? Ganz einfach. Zu keiner Zeit im Jahr kommen so viele Emotionen von so vielen Menschen zusammen. Es ist eine Zeit, in der an jeder Ecke den Menschen suggeriert wird, dass sie doch verdammt nochmal glücklich sein sollen – so wie der Rest der Menschheit um sie herum! Und wenn man das nicht ist, dann fängt man an, sein Leben zu hinterfragen. In dieser Zeit ist es besonders schwierig, die Augen vor der Realität zu verschließen. Was stimmt denn bei uns nicht, dass wir nicht so glücklich sind wie die anderen – anscheinend. Nicht alles ist Gold was glänzt. Natürlich hat jeder so seine Probleme und nicht immer sind diese für Außenstehende sichtbar. Doch das blenden wir besonders in der Zeit der Liebe sehr gerne aus. In unseren Gedanken sind wir die einzigen, bei denen es schlecht läuft und bei allen anderen ist alles super, zumindest viel viel besser als bei uns. Und dann ist die einzige logische Schlussfolgerung – die Trennung! Sie passiert nicht über Nacht. Der Wurm war schon vorher drin. Die emotionalen Feiertage bringen nur alle diese negativen Gefühle an die Oberfläche und bringen das Fass zum Überlaufen.
"Nach Leiden und Verlusten werden die Menschen bescheidener und weiser." (Benjamin Franklin)
Auch bei uns war das der Trennungszeitpunkt – direkt nach Weihnachten. An Silvester wurde viel diskutiert und geweint. Und eine Woche später habe ich gesagt, dass ich ausziehe. Wir haben die Feiertage damit eindeutig nicht glücklich überstanden. Und die Familienfeste vor der Trennung wurden immer angespannter. Die Nerven lagen blank und es wurde immer schwerer, den Kindern eine schöne gemütliche Stimmung zu schaffen. In meinem Freundeskreis habe ich zu diesem Thema schon viele traurige Geschichten gehört, die alle in die gleiche Richtung gingen. Ein Freund von mir erzählte, dass die Weihnachtsfeste immer eine Überwindung für ihn und seine Schwester waren. Beide kamen als junge Erwachsene immer zu den Eltern nachhause und die Stimmung zwischen Vater und Mutter, die unnötigerweise immer noch nach Jahren an der Ehe festhielten, war untererdisch. Für alle Beteiligten war das eine Zumutung. Nur dachten die Eltern tatsächlich, dass die Kinder das nicht spürten, unglaublich aber wahr. Irgendwann mal entschied sich die Schwester, das Spektakel nicht mehr weiter mitzumachen und sich nicht Jahr für Jahr Weihnachten verderben zu lassen. Der Sohn machte das noch ein Paar Jahre mit. Und schließlich trennten sich die Eltern doch endlich, wenn auch beide schon über 70 waren. Jetzt feiern beide zumindest mit der Oma harmonische schöne Weihnachten.
Mein eigener Vater hatte leider auch kurz vor Weihnachten entschieden, meine Mutter und die Familie für eine andere Liebe zu verlassen. Das war das mit Abstand schlimmste Weihnachtsfest für uns alle. Und Weihnachten blieb bis zum heutigen Tage, auch wenn es nun schon über 10 Jahre her ist, mit einem sehr unangenehmen Beigeschmack des Leids verbunden. Auch wenn meine eigenen Eltern einmal im Jahr aufeinander treffen an Weihnachten ist es eine ganz merkwürdige schmerzhafte Situation. Ihr Umgang miteinander ist so künstlich und unnatürlich. Die beiden Menschen haben mich zusammen großgezogen und haben sich überhaupt nichts mehr zu sagen. Sie wissen nicht mal wirklich, wie sie miteinander umgehen sollen – sich die Hand geben oder Umarmen zur Begrüßung. Das färbt natürlich auch auf uns als erwachsene Kinder ab. Wir sehen und spüren, dass es nicht natürlich ist und das gibt uns immer wieder einen Stich, mir und meinem Bruder.
"Es muss von Herzen kommen, was auf Herzen wirken soll." (Johann Wolfgang von Goethe)
Deswegen versuche ich den Umgang mit dem Vater meiner Kinder so natürlich und selbstverständlich wie es nur geht zu gestalten. Familienfeste sollen definitiv nicht die einzigen Gelegenheiten sein, an denen wir als Familie gemeinsam zu viert Umgang miteinander pflegen. Natürlich mussten wir uns noch einspielen in der gemeinsamen Planung und Ausführung der Familienfeste. Wir haben nun aber schon fast zwei Jahre und damit zwei Runden gemeinsam durchgespielt und alle Zeichen stehen auf grün. Deswegen lohnt es sich wohl, unsere Spielregeln mit unseren Mitmenschen zu teilen:-)
Die emotionsreichste Zeit im Jahr ist zweifellos Weihnachten. Und Weihnachten ist auch zweifellos das Familienfest schlechthin. Und wie definiert man Familie? Die Kinder, der Expartner, der neue Partner, die Großeltern? Irgendwie gehören alle mehr oder weniger dazu. Ich denke, die Definition wird sich im Laufe der Jahre sicherlich verändern. Aber im Moment gehören zu meiner Kernfamilie natürlich an erste Stelle die Kinder und gleich an zweiter Stelle der Vater der Kinder. Also haben wir die letzten Weihnachtsfeste auch zu viert verbracht – ich, die Kinder und der Kindesvater, auch nach der Trennung. Aber Weihnachtsfeiertage sind ja zum Glück mehrere Tage und so kann man am Ende jedem gerecht werden. Die Planung machen wir ja schon sehr weit im Voraus, fast ein ganzes Jahr. Jedes Jahr ist der Plan, Weihnachten, also den 24.12. in einem anderen Haushalt zu feiern, einmal bei Papa und das nächste Mal wieder bei Mama. Dabei kann die ein oder andere Oma gerne dazukommen. Doch meist ist der 24.12. tatsächlich nur die Kernfamilie gewesen.
Weihnachten
"Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir - für immer." (Konfuzius)
Wo bleibt da nur der neue Partner? Ist das nicht ungerecht könnte man denken? Nun, es gehört schon viel Vertrauen von beiden Seiten dazu, sich auf eine solche Regelung einzulassen. Frisch verliebt und das geliebte Wesen verbringt soviel Zeit mit dem Ex – auch wenn es den Kindern zuliebe ist? Das ist schon hart vor allem in einer solch emotionalen Zeit wie an Weihnachten. Aber das Wechselmodell führt nun mal zu kreativen Patchwork-Konstellationen, an die sich alle Beteiligten erst gewöhnen müssen. Da gehört schon sehr viel menschliche Stärke auf allen Seiten dazu – und vor allem Vertrauen! Denn an Weihnachten denke ich vor allem aus der Perspektive der Kinder. Und da finde ich, dass Papi und Mami an diesem Tag die wichtigsten Menschen sind – abgesehen von dem Weihnachtsmann! Und meinen Partner kannte ich beim letzten Weihnachtsfest erst ein Jahr lang. Und ich konnte ihn auch am Abend treffen, als die Kinder im Bett waren und der Vater der Kinder sich von uns verabschiedet hat. Ende gut – alles gut! Natürlich funktioniert das so nur dann, wenn man nicht mit dem neuen Partner zusammenwohnt. Man kann ihn ja schlecht raus schicken um mit den Kindern und dem Ex zusammen zu feiern. Mit allen zusammen zu feiern wird aber noch ein langer Weg. Aber ich kann mir das sehr gut vorstellen, wenn mein Exmann eine neuen Partnerin hat und auch mein neuer Partner dazukommt – eine klassische Patchworkfamilie! Hauptsache, die Kinder sind von Menschen umgeben, die sie lieben oder zumindest sehr gerne haben. Und wenn dann noch alle Erwachsenen sich gut verstehen, dann steht einem gelungenem Fest nichts mehr im Wege!
Und wie handhaben wir das mit den Geschenken? Die Frage fängt ja schon mit dem Adventskalender an. Nun auch hier hebe ich ein ausgeklügeltest System entwickelt um jedem gerecht zu werden. Die Kinder sind im Dezember ja genauso in beiden Haushalten und brauchen in jedem Haushalt ihr „Türchen“ oder „Säckchen“ tagesgenau. Nur sollen sie im besten Fall nicht überall die 24 Überraschungen bekommen im Hinblick auf den Süßigkeitenkonsum aber auch das liebe Geld. Da wir weit voraus auch wissen, wo die Kinder sich aufhalten, gibt es somit 12 Türchen bei Papa und 12 bei Mama. Ich drucke mir jedes Jahr einen leeren Kalender für den Dezember aus, plane die entsprechenden Mama- und Papa-Tage ein und schreibe sogar für mich zur Erinnerung dazu, hinter welchem Türchen sich was befindet. So habe ich den Überblick über die Geschenke, ob es zwischen den Kindern und zwischen den Haushalten gerecht aufgeteilt ist. Dabei sammele ich über Monate schon vor Dezember die Kleinigkeiten bei den Kinderbasare, wenn ich Kleidung einkaufen gehe. Ende November packe ich alles ein und gebe dem Vater „seine“ beschrifteten 12 Türchen – mit der jeweiligen Tageszahl und dem Kindesnamen. So kommt nichts durcheinander und alle Beteiligten sind glücklich.
"Das Geheimnis des Glücks liegt nicht im Besitz, sondern im Geben. Wer andere glücklich macht, wird glücklich." (André Gide)
Und die richtigen Geschenke? Naja, da gibt es nichts groß zu regeln, da diese ja vom Weihnachtsmann kommen:-) Und die Eltern können sich tatsächlich auch einigen und nur einmal den Weihnachtsmann mit den Kinderwünschen betrauen. Das entsprechende Trinkgeld für den armen überarbeiteten Weihnachtsmann gibt es dann auch von beiden Seiten gleichermaßen. Die restliche Verwandtschaft schenkt was sie will, das hat sich nicht geändert. Und was machen die Kinder dann mit den Geschenken? Nun auch hier wiederum geht es nach dem Wohl der Kinder. Wenn Sie das zu Papa mitnehmen wollen, dann können sie das natürlich machen. Oder sie lassen es bei der Mama. Normalerweise ist der Weihnachtsmann so großzügig dass es nicht schwerfällt die Geschenke einfach zwischen den Haushalten zu verteilen. Sollten das spezifische Sachen sein, die einem Elternteil mehr liegen, dann werden wir schon versuchen das etwas zu steuern. Die zukünftige Carrera-Bahn darf der Vater haben, die Barbie-Villa kommt aber zu mir:-) Aber wir müssen uns wirklich unterstehen, den Kindern in irgendeiner Art und Weise ein schlechtes Gewissen zu machen, wenn sie die Sachen doch nicht ganz nach der Elternmeinung zwischen den Haushalten verschieben. Sie dürfen bei neuen Spielsachen immer entscheiden, wohin diese sollen. Allerdings greife ich dann schon ein, wenn die fünfte Puppe von Papa zu Mama mitgenommen werden soll. Oder wenn irgendwelche riesengroßen Viecher hin und her geschleppt werden sollen, wenn das nicht gerade die allerliebsten Herzenstiere sind.
Fasching
Auch dieses kleines aber feines Fest muss geplant werden, vor allem wenn man aus dem Mainzer Raum kommt:-) Auch hier haben wir unsere Rituale beibehalten. An einem Samstag findet immer der Dorfumzug statt, zu dem wir mit den Kindern gemeinsam hingehen. Ich bin für die Verkleidung und die Schminke der Kinder zuständig, der Vater unterstützt dann den Sammelvorgang der Bonbons und balanciert das ein oder andere stehmüde Kind auf den Schultern. Da ich kein großer Partytyp bin und auch nicht auf den Alkoholkonsum Wert lege, ist es mir auch recht, wenn der Kindesvater dann weiterzieht zu Nachbarn um zu feiern. Ich gehe mit den Kindern dann gerne nach Hause um die erbeuteten Schätze zu zählen und zu sortieren. Und auch diese Ausbeute verteilen wir dann gerecht zwischen den Haushalten – damit auch das Trösten über Bauchschmerzen beiden Elternteilen zu zukommt:-)
Ostern
"Was man als Kind geliebt hat, bleibt im Besitz des Herzens bis ins hohe Alter." (Khalil Gibran)
Auch vergleichen zu Weihnachten ein kleines feines Fest. Aber auch hier haben sich einige Rituale eingebürgert. Wir hatten an Ostern noch nie ein großes Programm mit weiterer Familie und Reisen durch ganz Deutschland. Aber eine Sache war schon immer sehr wichtig – die Ostereiersuche! Wann weiß natürlich nie, wann der Osterhase nun genau vorbeikommt, um die Eier zu verstecken. Aber auch als Kind kann man ja schon nachvollziehen, dass der Osterhase sie natürlich lieber im hohen Gras im Garten von Papa versteckt und nicht in der Wohnung von Mama. Wie meine Tochter mit vier Jahren schon ganz klar erkannt hat: „Mama, der Osterhase müsste ja die Matsch-Stiefel ausziehen um in der Wohnung die Eier zu verstecken. Das ist schon voll anstrengend!“ Deswegen ist es nun Jahr für Jahr so, dass die Ostereier auf wundersame Weise zum Papa in der Garten kommen. Auch wenn die Kinder schon spekulieren und sich fragen, woher denn der Osterhase überhaupt weiß, wo sie gerade sind. Aber wenn das schon beim Weihnachtsmann mit einer allgemeinen Allwissenheit mystische Wesen erklärt werden kann, dann schaffen wir das auch bei kleineren pelzigen Wesen.
Oh die lieben Geburtstage! Manchmal denke ich, dass meine Kinder nur von Geburtstag zu Geburtstag planen und die zwölf Monate nur deswegen überstehen, weil wenigsten Weihnachten dazwischen liegt. Das passt bei uns allen auch ganz gut, da wir alle, ja wirklich alle vier Familienmitglieder im April Geburtstag haben. Von Anfang bis Ende ist dieser Monat mit Geburtstagen durchgetaktet, jede Woche mindestens einer. Und damit es nicht zu einfach wird, haben auch die Tante, die Cousine und ein Opa auch noch im April Geburtstag. Und ja, der Juli ist in unserer Familie damit ein sehr verliebter Monat gewesen:-)
Geburtstage
Besonders diese Tage bleiben den Kindern natürlich Jahr für Jahr in Erinnerung – und ich hoffe immer in toller Erinnerung – ihr ganzes Leben lang. Deswegen ist hier eine besonders gute Abstimmung und Planung erforderlich, damit alles glatt geht. Und natürlich sind auch die Geburtstage der Kinder die Tage, an denen es am schlimmsten ist, auf sie nur ein Paar Stunden zu verzichten, nicht mit ihnen aufzuwachen oder sie nicht ins Bettchen bringen zu können nach einem ereignisreichen Tag. Aber das Wechselmodell und die Existenz von zwei Haushalten bringt es nun mal mit sich, dass auch an diesen Tagen die Kinder nur in einem Bett aufwachen können und nur in einem Zimmer wieder Schlafen gehen. Es ist umso schwerer, die Kinder an diesen Tagen zu teilen, aber insbesondere an diesen Tagen wollen die Kinder spüren, dass alles in Ordnung ist und dass Papa und Mama beide für sie da sind und zu ihrem Leben gehören.
Das Feld für emotionale Reibereien ist also an diesen Tagen besonders groß. Deswegen versuche ich jede Kleinigkeit gerecht zwischen uns aufzuteilen, auch wenn es sehr schwer fällt. Jedes Jahr wechseln wir den Haushalt, in dem das Kind an seinem Geburtstag aufwacht und schlafen geht. Es ist schon ein sehr emotionaler Moment, mit den Geburtstagskerzen in das Zimmer des Geburtstagskindes zu kommen. Aber ich bin auch pragmatisch. Also hatte ich mir am Anfang gedacht, dass es doch voll doof ist in Mama doch kleinerer Wohnung ohne Garten zu feiern. Da bietet sich doch Papas Haus mit Garten schon eher an. Aber dann habe ich überlegt, wie denn das Zuhause überhaupt zu einem Zuhause wird. Und zu diesem Prozess gehören nun mal auch viele positive Erlebnisse in dieser „Unterkunft“, damit sie das Prädikat Zuhause erhält. Und ich möchte, dass unsere Kinder sich auch an Geburtstage bei Mama erinnern können – auch wenn die Mama so oder so dabei ist, egal wo gefeiert wird. Soviel also auch zu diesem Punkt – natürlich feiern wir zusammen, mindestens zu viert, wobei meistens auch die ein oder andere Oma dazu kommt. Die Frage nach dem Ort der Feier schaffen wir bisher tatsächlich flexibel zu beantworten. Solange die Kinder noch sehr klein sind, reicht es auch aus, in den eigenen vier Wänden zu feiern. Je größer und wilder sie werden, desto wahrscheinlicher wird die Feier in einer Kletterhalle oder einem Indoor-Spielplatz, damit man nicht ganz durchdreht mit 10 Kindern und mehreren Erwachsenen. Und damit erledigt sich auch die Frage nach dem Austragungsort:-)
"An sich ist nichts weder gut noch böse. Erst das Denken macht es dazu." (William Shakespeare)
Die Planung der Geburtstage lag schon immer mehr in meiner Hand, sowohl wegen der Motivation wie aber auch schlichtweg wegen der Backkünste, die bei mir nun mal mehr ausgeprägt sind. Ich zelebriere mit den Kindern schon weit im Voraus das Motto für den Geburtstag, die Gästeliste und natürlich die Geschenkwunschliste, die Einladungen, die Spiele, die Bastelaktivitäten und und und. Das ist ein Großereignis, was ordentlich vorbereitet werden muss. Ok ok – ich sehen schon ein, dass ich den Fokus der Kinder auf ihren Geburtstag durchaus noch unterstützte durch meine Planungswut:-) Aber umso schlimmer war es für mich, hier irgendetwas aus der Hand geben zu müssen. Dabei muss man sagen, dass der Vater der Kinder noch bescheiden bei der Aufteilung der Rechte und Pflichten war. In unserer ersten Runde der Kindergeburtstage war diese Aufteilung natürlich am schwierigsten. Es war genau der Auszugszeitpunkt und ich denke einer der emotionalen Tiefpunkte in unserem Leben. Da mein Sohn beim Aufwachen an seinem Geburtstag bei seinem Papa war, der ihn dann in den Kindergarten brachte, hatte der Vater auch den Wunsch geäußert, fürs Kind auch die Muffins für die Feier im Kindergarten backen zu wollen. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie empört ich von diesem anmaßenden Wunsch war! Wie konnte er nur in meinem Kompetenzgebiet rumwildern!? Was sollte das für einen Sinn machen? Was wollte er damit nur beweisen? Ich war so sauer und habe ihm tatsächlich an den Kopf geworfen, dass „er den Geburtstag des Kindes versauen wolle“. Wie unglaublich böse! Dafür schäme ich mich im Nachhinein schon sehr – aber auch bei uns lief es nun mal nicht von Anfang an so reibungslos. Ich denke schon, dass er sich damals beweisen wollte, dass er das genauso gut mit den Kindern schafft, auch wenn es um solche Aktivitäten ging wie Backen, die er zuvor im Leben nie gemacht hatte. Aber allein den Willen rechne ich ihm nun im Nachhinein hoch an. Ich denke nach wie vor, dass der Schuster bei seinen Kleidern bleiben sollte – einfach aus Effizienzgründen. Aber irgendwie bin ich auch stolz darauf, dass der Vater meiner Kinder überhaupt auf solche Ideen kommt.
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